Darüber, wie ich zum Malen gekommen bin, möchte ich euch eine kleine Geschichte aus meinem Leben erzählen:

Als Kind war ich sehr quirlig, neugierig, wollte alles lernen, alles verstehen und stellte mir sehr viele Fragen.

Nicht mal nachts beim Schlafen kam ich zur Ruhe. Ich wanderte sogar im Schlaf durch die Wohnung und durchs ganze Haus. So viel hat mich über den Tag beschäftigt. Nur eine einzige Sache hat mich dazu bewegt, in eine andere Welt abzutauchen und zur Ruhe zu kommen: ein paar Blätter weißes Papier und Buntstifte.

Ich liebte und lebte das Malen. Stundenlang am Stück konnte ich still und leise an meinem Schreibtisch sitzen, ganz konzentriert. Ich war so stolz auf meine riesige Sammlung von Bildern. Jedem Besucher zeigte ich sie und erklärte, was man darauf erkennen konnte und was ich hätte besser machen können.

Meine Bildersammlungen sprengten fast zwei riesige Kunstmappen, die so befüllt waren, dass man kaum den Gummiverschluss um die Mappe binden konnte um diese wieder zu verschließen.
Mein größter Stolz und Schatz den ich besaß.

Doch dann hat ein Tag von heute auf morgen alles verändert. Bei einem Umzug sind all meine Bilder verloren gegangen – (oder auch einfach verschwunden). Für mich ging damals meine kleine Welt unter. Unbewusst boykottierte ich alles, was sich um das Malen drehte.

Selbst mein Lieblingsfach in der Schule – der Kunstunterricht – wurde für mich zu einem Thema, was mich nicht mehr interessiert hat. Wozu auch so viel Zeit, Liebe und Leidenschaft in etwas investieren, was einem hinterher weggenommen wird und wofür man keine Anerkennung und Wertschätzung erhielt?

Im Jahr 2007 habe ich das Malen wieder für mich entdeckt – aber eben zunächst nur für mich.
Allein der erste Strich hat wieder das Gefühl in mir hervorgerufen, loslassen zu können, in eine andere Welt abtauchen zu können und all die Sorgen und Gedanken in meinem Kopf waren fern.

Ich hatte meine Liebe und Leidenschaft zum Malen wieder für mich entdeckt.

Die freudigen Gesichter die ich erblicke, wenn jemand meine Bilder ansieht, wertschätzt und liebt sind unbezahlbar. Dieses Gefühl und diese Erfahrung, wie jeder Einzelne etwas anderes darin erkennt, ist faszinierend.
Auch ich selbst kann mir manche Bilder von anderen Künstlern ewig ansehen.

Ich liebe es einfach.

Wenn man sich in Kunst verliert – egal ob man Werke selbst ins Leben gerufen hat oder als Außenstehender einfach nur betrachtet -, ist ein Gefühl voller Freude und Glück.
Man kann für einen kurzen Moment frei sein, wenn man es zulässt.

Geschrieben von Yves Viviana am 12.11.17